Das Wolfhager Land umfasst ein Gebiet
am Westrand der Hessischen Senke, die einen etwa 100 km breiten und
annähernd Nord-Süd verlaufenden Senkungsraum zwischen den heutigen
Hochgebieten des Rheinischen Schiefergebirges im Westen und des Harzes
im Nordosten darstellt. Gesteine der Trias - Buntsandstein und
Muschelkalk - nehmen im Wolfhager Land die größten Flächen ein.
Nach
Osten in Richtung Habichtswald werden diese Gesteine zunehmend von den
tertiären Ablagerungen sowie den Basalten und Basalttuffen überlagert.
Der
komplexe geologische Bau des Wolfhager Landes zeichnet sich durch eine
Zergliederung in Grabenzonen (Störungszonen) und Schollen aus, die als
Folge der während der Jura/Kreide-Grenze stattgefundenen sogenannten
saxonischen Bruch-tektonik anzusehen ist.
Die ältesten zutage tretenden Gesteine des Wolfhager Landes stammen aus der Zechsteinzeit (oberes Perm) und weisen ein Alter von über 250 Millionen Jahre auf. Es sind überwiegend dunkelgraue Kalk- und Dolomitsteine, die kleine Flächen nordöstlich des Guts Elmarshausen einnehmen.
Weitaus bedeutender sind die Schichten des Buntsandsteins, dem untersten Abschnitt der Trias. Zu
Beginn des Erdmittelalters lag Nordhessen in einem großräumigen
Senkungsgebiet (Germanisches Becken) und war dem Äquator sehr viel näher
als heute, etwa auf dem 20. Breitengrad nördlicher Breite.
Wie schon im
vorausgegangenen Perm waren die damaligen Landmassen zu etwa gleichen
Teilen auf der Nord- und Südhemisphäre zu einem Superkontinent – Pangäa
genannt – vereint.
Die vor 251 Millionen Jahren beginnende und knapp
acht Millionen Jahre dauernde, überwiegend festländische Sedimentation
des Buntsandsteins unter wüstenhaften bis halbwüstenhaften
Klimabedingungen führte zur Bildung mehrerer hundert Meter mächtiger
Sand- und Tonsteine.
Bemerkenswerte Zeugen ehemaligen Lebens dieser Zeit weisen Sandsteine des Mittleren Buntsandsteins im Stadtwald Wolfhagens auf.
Dort
wurden 1999 sogenannte Handtierfährten (Chirotherien) entdeckt und
ausgegraben. Diese von Archosauriern (Herrscherechsen, zu denen auch die
Dinosaurier, Krokodile und Vögel gehören) erzeugten Spuren mit dem
Namen Protochirotherium wolfhagense sind nicht nur die ältesten
Chirotherienfährten Deutschlands, sondern mit Funden aus Polen und
Marokko auch die ältesten gesicherten Handtierfährten weltweit.
Daneben
kommen kleinere Spuren vor (Rhynchosauroides), die eidechsenähnliche
Saurier erzeugten. Weitere bedeutende Fossilfunde stammen aus etwas
jüngeren Schichten des Mittleren Buntsandsteins bei Heimarshausen. Dort
wurden in den 1970er Jahren in den Sandsteinen Abdrücke fossiler Knochen
von einem Panzerlurch namens Sclerothorax gefunden.
Außer bei Heimarshausen ließ sich dieses äußerst seltene Fossil weltweit nur noch an einer weiteren Fundstelle – ebenfalls in Hessen – finden.